Selbstfürsorge
Sowohl für Betroffene wie für Unterstützer*innen ist ein fürsorglicher Umgang mit sich selbst wichtig. Auch wenn im folgenden Text vorrangig Unterstützungspersonen angesprochen werden, richtet er sich auch an Betroffene.
Auch für Unterstützungspersonen bietet die Psychologische Frauenberatung e.V. Begleitung an.
Sich selbst wahrnehmen
Häusliche Gewalt kann eine Bandbreite von Gefühlen auslösen. Sie kann die Sicht auf die Welt grundlegend verändern. Dies ist eine gewöhnliche Reaktion auf ein außergewöhnliches Ereignis. Die Schilderung einer massiven Gewaltsituation kann die Vorstellungskraft einer Unterstützungsperson übersteigen, sie kann aber auch eigene schmerzliche Erfahrungen berühren. Einer gewaltbetroffenen Person aus dem eigenen Umfeld möchte man sofort helfen und alles geben, um die Person zu unterstützen.
Eigene Grenzen spüren und setzen
Wichtig ist es zu wissen, in welcher Form und in welchem Umfang Sie Unterstützung leisten wollen und können. Um gut unterstützen zu können, ist es wichtig die eigenen Motive und Grenzen zu kennen und sich bei Bedarf selbst Unterstützung zu holen. Gewaltbetroffene Personen profitieren sehr davon, wenn sie in ihrer (oft einzigen) Unterstützungsperson ein verlässliches Gegenüber haben. Es ist wichtig, dass Betroffene in Ihrem Umfeld Kontakte haben, mit denen sie über ihr Erleben sprechen können. Gleichzeitig kann dies für Sie als Unterstützungsperson bedeuten, dass die Betroffenen mit einem großen Redebedarf an Sie herantreten, bei dem Sie immer wieder Zeug*in davon werden, wie eine Person Gewalt erlebt. Oder die Betroffene möchte gar nicht über die Gewaltsituation sprechen. Achten Sie darauf, sich nicht selber durch Ihren Wunsch zu helfen zu überfordern. Hilfreich kann es sein, konkret zu erfragen, welche Art der Unterstützung die betroffene Person genau braucht und für sich zu prüfen, ob Sie diese anbieten können.
Sich entlasten und für sich sorgen
Es gibt ganz unterschiedliche Ebenen der Selbstfürsorge: Jedem Menschen stehen eigene Kraftquellen und Strategien zur Verfügung, die zu Entlastung und Stärkung beitragen. Bei Belastungen kann es hilfreich sein, eigene Gefühle wahrzunehmen, anzuerkennen und einen Ausdruck für sie zu finden (schreiben, malen, tanzen, laut schreien, etc.). Sich zusätzlich auf der körperlichen Ebene zu stärken kann z. B. durch sportliche Aktivitäten, ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und verschiedene Entspannungstechniken geschehen. Auch gedanklich kann eine selbstfürsorgliche Haltung eingenommen werden, z. B. indem Zettel mit positiven Gedanken als Erinnerung in der Wohnung verteilt werden oder indem mit Fantasiereisen die Wahrnehmung gezielt auf wohltuende Gedanken und Gefühle gelenkt wird. Außerdem kann es auch guttun, Kraft aus der Natur zu schöpfen, die eigene Kreativität zu entfalten und Freundschaften zu pflegen.
Eine gesprochene Imaginations-Übung zum Thema Schutz und Abgrenzung von Luise Reddemann finden Sie hier.